Gerne möchten wir uns Ihnen vorstellen:
wir sind Charlotte Arndt und Dilara Baskinci! - Gemeinsam verwirklichen wir Theaterprojekte!
Westdeutsche Zeitung am 13. 12.2016
„Bei uns bekommen die Flüchtlinge eine Stimme“ von Tonia Sorrentino,
Heute wird „FacetTen“ wiederaufgeführt, das erste Bühnenstück der Projektreihe“ Close Up“. Charlotte Arndt und Dilara Baskinci sprechen als künstlerische Leiterinnen über die Besonderheiten.
Schattenspiele gehörten zu „Close Up“ dazu. Frau Arndt, beschreiben Sie bitte einmal das Projekt „Close Up“.
Charlotte Arndt: Close Up ist Englisch und bedeutet Nahaufnahme: Mit Theater-, Musik- und Filmkünstlern schaffen Frauen zwischen 13 und 20 Jahren in wöchentlichen Treffen ein Kunstwerk zu einem gesellschaftsrelevanten Thema. Darauf und auf sich selbst werfen sie einen genauen Blick. Wir proben professionelles Schauspiel, diskutieren, schreiben und improvisieren. So entstehen die dramatischen Textvorlagen. In zusätzlichen Wochenend-Workshops kreieren wir mit lokalen Medien- und Musikpädagogen Filme, Songs und Begleitmusik für das jeweilige Theaterstück.
Wie entstand das Projekt Close Up?
Dilara Baskinci: 2014 reiften wir mit Franz Schmid, Leiter im Haus der Jugend und später von Close Up, seine Idee aus, ein Projekt zur Interkulturalität umzusetzen. Als damals wie heute brisantes Thema drängte sich der Islam auf. Medien zeichneten meist ein negatives Bild, stellten die muslimische Frau als unterdrückt und nicht emanzipiert dar. Muslime kamen kaum zu Wort. So setzen wir Close Up ausschließlich mit Musliminnen um, einer Dreifach-Randgruppe: als Musliminnen, zumeist Migrantinnen und, in der muslimischen Gemeinde, als Frauen.
„FacetTen“, Ihr erstes Theaterstück, wird heute zum zweiten Mal wiederaufgeführt. Was erwartet den Zuschauer?
Charlotte Arndt: Eine Collage aus abstrakten Szenen zu Gefühlen, Ängsten, Wünschen und Visionen der zehn Teilnehmerinnen. Thema: „Muslimisch sein in Deutschland“. Musikalisch begleiten das Ensemble Mitglieder des Royal Street Orchestra. Die für FacetTen verfassten Songs schenken wir dem Publikum auf CD.
Was motiviert Sie bei Ihrer Arbeit?
Arndt: Zum einen die gesellschaftliche Relevanz: Unsere Themen berühren das Zusammentreffen von Menschen. Zum anderen sind wir als ausgebildete Bühnenkünstler besonders anspruchsvoll, begegnen den Teilnehmerinnen auf Augenhöhe. Das erzeugt Energie und Selbstbewusstsein bei ihnen, und gerade die Flüchtlinge haben ihre Sprachkenntnisse enorm verbessert. In der Öffentlichkeit besteht ein vorgefasstes Bild über sie - bei uns bekommen sie eine Stimme.
Was sind Eure Pläne?
Baskinci: Gerade entsteht im Rahmen von „Close Up 3.0: Grenzenlos“ ein neues Stück, das voraussichtlich im April zu sehen ist. Und wir auf hoffen auf „Close Up 4.0“. Darüber hinaus möchten wir Wuppertals Bühnenlandschaft verändern: in ein Theater von Bürgern für Bürgern. Das reiche Potential möchten wir anzapfen, das Prinzip „Kunst-nur-für-die-Elite“ aufbrechen. Unserem Theater fehlt ein dezentralisierter Kulturschauplatz. Wir möchten eine neue, für alle zugängliche Seite aufschlagen. Die konzeptionellen Anfänge sind gemacht.
AUSBILDUNG / STUDIUM
2011 – 2015 Hochschule Niederrhein: Studium BA Kulturpädagogik
2005 - 2008 Danceworks Berlin: Ausbildung zur staatlich geprüften Bühnentänzerin
PREISE
2016 Jugend-Kultur-Preis NRW: 2. Hauptpreis für “Close Up - Projekt”
2014 2014 Jugend tanzt! NRW: 1. Platz Tanztheater für “Move It! Don´trust your eyes”
2014 Jugend-Kultur-Preis NRW: 3. Hauptpreis für “Steps around the Corner”
BERUFSERFAHRUNG
2014 bis heute Künstlerische Leitung des mulitimedialen CLOSE UP PROJEKT am Haus der Jugend Barmen, Stücke: FACETTEN, ENTSPIEGELT, TENEBRIS, NI, Hybrid, Metrum (kulturelle Bildung Jugendlicher und junger Erwachsener durch Theater, Musik und Film
2017 - 2018 Workshopleitungen: beim 3. Forum Kulturscouts Bergisches Land, beim Bergischen Fachtag Migrationsgesellschaft für Pädagogen und für das HDJ-Barmen: „Themen- spezifische Jugendtheaterarbeit und Methodik“ für Lehrer und Pädagogen
2015 – 2016 Künstlerische Leitung des Musiktheaterstückes FLUCHT NACH VORN! (Darsteller: Geflüchtete und weitere junge Menschen aus Remscheid)
2014 – 2015 Künstlerische Leitung des pädagogischen Tanztheaterprojekts MOVE IT, Stücke: DON´T TRUST YOUR EYES, NIEMALS WAR MEHR ANFANG ALS JETZT
2014 – 2015 Workshopleitung KULTURRUCKSACK Wuppertal: Animationsfilm, Zombiefilm
2013 – 2014 Schauspielkurse am WUPPERTALER KINDER- UND JUGENDTHEATER, u.a. Leitung des Jugendclubs LAMPENFIEBER und des Projekts WEGE INS THEATER
2013 – 2014 Künstlerische Leitung der begeh- und erlebbaren Installation STEPS AROUND THE CORNER über Heimat und Fremde
2012 Konzeption und Durchführung des Kultur und Schule-Projekts DIE SPRACHE DES KÖRPERS am Weiterbildungskolleg Mönchengladbach
2008 - 2011 Choreographien für verschiedene Tanztheaterstücke: AUSGEGRENZT² von Ersan Mondtag, ON THE WAY TO ISTANBUL im Theaterforum Kreuzberg, DER KLEINE TAG im Hoftheater Kreuzberg, DIARTLOG im Cati-Theater Istanbul
2010 – 2011 Leitung der Theater-AG an der Grundschule am Traveplatz, Berlin (3. - 6.-Klässler)
2009 – 2010 Choreographien für das Tanztheaterprojekt SOMMERTANZ JUNGE TALENTE
2008 – 2010 Unterricht in Kreativem Kindertanz im KLANGRAUM Potsdam (3 – 6-Jährige Kinder)
2005 – 2010 Darstellerin und Tänzerin in Bühnenstücken und Filmen: DER KLEINE TAG, ON THE WAY TO ISATANBUL, AUSGEGRENZT²; DIARTLOG, TWINGSPROJEKT, SOMMERFEST DES BUNDESPRÄSIDENTEN 2009, MANYAK DÜKAN (türkische TV-Serie), ZETTL u.v.m.
Webseite
https://charlottearndt.jimdofree.com/
Ausbildung: TVI Actors Studio New York City, USA; Full-Time Conservatory Program, 2005 (Stanislawki-Method, Meisner, Uta Hagen)
Bühne:
2005 Off-Broadway, The Shape Of Things, Jenny
2006 Erstes eigenes Stück in deutscher Sprache:
Zwei Frauen (Regie, Inszenierung, Hauptrolle Frau 1)
2007 Studium der Theaterwissenschaften Ruhr Uni Bochum
2007-2008 Schauspielcoach am Kinder- und Jugendtreff Heckinghausen, Wuppertal
Ab 2008 Auftritte als Sängerin mit Mitgliedern des Royal Street Orchestra (Jazz; türkische Kunstmusik; Weltmusik)
2011-2012 Konzeptionierung und künstlerische Leitung des interkulturellen Theaterprojektes „IKL- Interkulturelles Lernen“ in Remscheid
2012-2013 Ensemblemitglied des TiC in Wuppertal; insgesamt 67 Auftritte
Seit 2014 Mitentwicklerin und künstlerische Leitung des Jungen Theaterensembles am Haus der Jugend Barmen mit dem Close Up- Projekt (Konzept; Durchführung; Schauspieltechnik; Regie und Inszenierung): bis dato drei Stücke (FacetTen; Entspiegelt; tenebris, Ni, Hybrid, Metrum), Gewinnerensemble beim JugendKulturPreis.NRW 2016 (2.Platz)
2015-2016 Mitentwicklerin und künstlerische Leitung von „Flucht Nach Vorn! - Konvent“- ein Theaterprojekt mit jungen Geflüchteten in Remscheid (Konzept; Durchführung; Schauspieltechnik; Regie und Inszenierung)
April-Juni 2017 Theaterpädagogin / Künstlerische Leitung / Sprachdozentin mit Schwerpunkt Deutsch für Jugendliche mit Migrationshintergrund an der Kraftstation e.V. Remscheid
Seit Sep 2017 Künstlerische Leitung von Close Up 4.0 WI(h)R am Haus der Jugend Barmen in Wuppertal; Premiere des neuen Stücks am 16.04.2018
Sonstiges:
Gesang
Tango Argentino
Vier Sprachen (Türkisch; Muttersprache, sehr gut in Laut und Schrift / Deutsch; sehr gut in Laut und Schrift / Englisch; sehr gut in Laut und Schrift / Französisch; befriedigend in Laut und Schrift)
Gängige Akzente der englischen Sprache
Auditionrepertoire:
Portia; Der Kaufmann von Venedig, W.Shakespeare
Maria Stuart; Maria Stuart, F. Schiller
Mabel Chiltern; An Ideal Husband, O. Wilde
Anne Frank; Das Tagebuch der Anne Frank; F. Goodrich & A. Hackett
Songs: The Man I Love, G. Gershwin; Somewhere Over The Rainbow, H. Arlen; My Funny Valentone; R.Rodgers
Links:
Theater:
https://www.tic-theater.de/article25111_409.html
http://www.muenkellondon.co.uk/projects/active-projects/working-title/
http://www.jugendrat-remscheid.de/wp-content/uploads/2015/11/2015-10-20-N.pdf
http://www.virtualnights.com/wuppertal/event/junges-theaterfestival-wuppertal.3234469
Musik:
http://www.njuuz.de/beitrag35405.html
https://www.diestadtzeitung.de/kultur/wuppertal-feiert-die-vielfalt
„Zwei Frauen“ noch zweimal im September in der Börse
Das im Juni erfolgreich im Café ADA uraufgeführte Stück von Dilara Baskinci wird im September in der Börse in einer zweiten kleinen Staffel zu sehen sein.
Von Frank Becker
Wuppertal. Der bemerkenswerte Erfolg ihres ersten Theaterstücks, des Zweiakters „Zwei Frauen“, der im Juni im Café ADA uraufgeführt wurde, hat Dilara Baskinci beflügelt. Die dynamische junge Frau, die schon zu Volksschulzeiten in Edirne (Adrianopel) und später am Wuppertaler Gymnasium Siegesstraße Theater gespielt hat, stammt aus einer aufgeschlossenen türkischen Familie. Der Vater Architekt und Blues-Gitarrist, die Mutter Sozialwissenschaftlerin, haben ihre künstlerische Entwicklung stets gefördert. Dilara lernte Klavier, Geige und Gesang und genoss eine humanistische Erziehung, die ihr bei der Umsiedlung der Familie 1996 nach Deutschland den Wechsel ins hiesige Schulsystem, das Erlernen der deutschen Sprache und schließlich das Abitur am deutschen Gymnasium leicht machte.
Das hat natürlich auch mit der ungeheuren Energie zu tun, die aus den dunklen Augen sprüht und die sich im Gespräch mit der lebhaften Studentin in jeder Geste und Äußerung ausdrückt. In der Vorbereitungszeit auf das Studium der Germanistik an der Universität Wuppertal setzte Dilara konsequent den Wunsch um, sich eine solide Grundlage für die Bühnenarbeit anzueignen, die sie neben dem Studium auf jeden Fall weiter betreiben wollte. Im Internet fand sie das New Yorker TVI Actors Studio, meldete sich an und wurde aufgenommen. In drei intensiven Monaten im Spätsommer 2005, in denen sie in New York bei Peter Kowalds Freund Stefan Altevogt wohnen konnte, erwarb sie bei Angel David und Valerie Kingston wichtige Grundkenntnisse des Schauspiels.
Im März 2006 entstand im Gespräch mit Freundinnen das Exposé für das Stück „Zwei Frauen“, das sie dann in nur zwei Wochen im April schrieb. Dilara: „Ein sehr wortlastiges Stück – mit dem Wort fängt alles an und das Wort zerstört auch alles“. Eine Erzählerin (Ruhiye Baran) führt durch die Szenen, in denen zwei Freundinnen (Dilara Baskinci und Isabella Alex) ihr Leben bis zum fatalen Ende zerreden. Eine Tänzerin (Dilara Öksüzoglu) drückt am Rand des Geschehens Emotionen aus. Der ausgezeichnete Text, die packende Dramaturgie und die Leistung der jungen Laien-Schauspielerinnen überzeugten Mehmet Doc vom ADA und Uli Armbruster vom Mare e.V., die für die Uraufführung sorgten. Petra Lückerath, Leiterin der „Börse“ konnte für die Wiederaufführung dort im September gewonnen werden.
Währenddessen arbeitet Dilara Baskinci schon am nächsten Stück: „Der Tag an dem man zu sterben beginnt“, wieder mit Erzählerin und Erzähler. „Es geht um einen Mann, der viel Spaß daran hatte, mit Frauen zu spielen. Fünf „Ex“ finden sich in einer Nacht zusammen und rächen sich – psychisch und physisch“, verrät sie schon jetzt.
„Zwei Frauen“ wird am 21. und 22. September, jeweils um 20.00 Uhr in der Börse aufgeführt.